Novo Mesto/Slowenien: „Gremo, gremo, gremo! - Los, los, los!“ Begeistert treiben die slowenischen Zuschauer die Kämpfer an. Noch einmal muss der Seelzer Karateka Jan Torborg alles geben. Bei 30° C wird die Prüfung im World Honbu Dojo, dem Epizentrum des Kempo Arnis, zur Hitzeschlacht. Zähne zusammenbeißen, Erschöpfung niederkämpfen, Konzentration bis zur letzten Sekunde.
Drei Stunden dauert Torborgs Prüfung bereits, zum Schluss stehen noch 15 Kämpfe über jeweils 90 Sekunden auf dem Programm. Vollkontakt! Letzter Gegner ist Shihan Borut Kincl. Der weltweit renommierte Ausnahme-Kampfkünstler und Gründer der Kempo-Arnis Federation verlangt seinem Seelzer Meisterschüler alles ab, bevor dieser endlich am Ziel seiner über sieben Monate dauernden Vorbereitung ist: Träger des Schwarzen Gurtes im Kempo Arnis.
„Dieser Schwarzgurt ist eine physische, mentale und emotionale Herausforderung“
Kempo Arnis ist eine realistische und äußerst effektive Form der Selbstverteidigung, bei der das kämpferische Element im Fokus steht. Für Jan Torborg (5. Dan Goju-Ryu Karate, 2. Dan Kyusho Jitsu) und Silvio Korte (5. Dan Goju-Ryu Karate, 4. Dan Kyusho Jitsu) ist es das Sahnehäubchen auf ihrer Karate-Kampfkunst. Doch diese Prüfung verlangt ihnen alles ab. „Zum Schluss war ich konditionell und psychisch total ausgelutscht.“
Sieben Monate haben sich die Freunde akribisch auf ihre Schwarzgurt-Prüfung vorbereitet. Täglich standen mehrere Technik-, Ausdauer- und Kraft-Trainings auf dem Plan. „So fit wie jetzt waren wir seit Jahren nicht mehr“, betont der mittlerweile 60-jährige Korte, der sich auch über den Verlust des einen oder anderen überflüssigen Gramms freut. „Dazu kamen jede Woche noch mehrere Stunden Zoom-Training bei Borut Kincl“, ergänzt Torborg.
Insgesamt standen rund 90 Techniken und Drills auf dem Prüfungsprogramm. „Kihon, Kata, Selbstverteidigung – alle Abläufe mussten sitzen. Da glühten nicht nur die Muskeln, sondern auch die kleinen grauen Zellen“, scherzt Torborg.
Torborg und Korte als Seelzer Karate-Botschafter in Slowenien
Seit Jahren sind die beiden Freunde Feuer und Flamme für ihre Kampfkunst. Umgekehrt lobt Kincl immer wieder die Qualität des Seelzer Vereins. Torborgs und Kortes Präzision gelten als vorbildlich. „Eine der größten Ehren ist die Aufnahme von zwei Seelzer Karate-Kata-Versionen in das offizielle Kempo-Arnis-Kernprogramm“, freut sich Torborg.
Die Katas sind eine genau festgelegte Abfolge von Techniken gegen imaginäre Gegner. Sie sind auch Bestandteil der Prüfung. Ein hochgraduierter slowenischer Kampfkünstler bekannte: „Meine größte Sorge war, dass ich meine Kata nach Jan Torborg präsentieren musste. Jans Dynamik, Präzision und Ausdrucksstärke lassen einen schnell alt aussehen.“
Auch Karate-Club Seelze ist stolz auf seine Kempo-Kämpfer
Zum Abschluss der Prüfung wurde es feierlich. „Das war episch!“, sagt Torborg. „Erst die Ehre, dass Borut Kincl mich für den letzten Kampf ausgewählt hatte. Dann: Scheinwerferlicht. Gänsehaut pur war der Auftritt einer slowenischen Opernsängerin. Aber wir waren total platt. Ich bekam kaum noch die Hände zum Applaudieren hoch.“
Umso größer der Jubel des Karate-Club Seelze. „Jan und Silvio sind für uns ein Hauptgewinn. Die beiden tragen immer wieder neue Impulse in unseren Verein, bereichern unser klassisches Goju-Ryu Karate mit Kempo Arnis und Kyusho Jitsu“, freut sich Vereinsvorsitzender Thomas Keese. „Ich bin schon jetzt gespannt auf die nächsten schweißtreibenden Trainingseinheiten.“