Seelzer Karateka suchten ihre Vereins-Meister
Die Vereinsmeisterschaft im 50. Jubiläumsjahr war etwas für die Jahrbücher. Mehr als 60 Kämpfer drängten sich in den Sporthallen des Georg-Buchner-Gymnasiums in Letter. Während Vereins-Gründungsmitglieder wie Wilfried Nickel und Klaus Mergel als Kampfrichter oder Kampfrichtertischleiter agierten, waren die wenigsten Kämpfer im Gründungsjahr bereits geboren. Doch mit den gezeigten sportlichen Leistungen und Durchhaltevermögen hat der Verein auch noch eine lange Tradition vor sich.
Schlagabtausch in aller Freundschaft
Ob Formenlauf Kata oder Freikampf Kumite – die Jubiläums-Wettkämpfe boten ein breites Spektrum an Können und Leidenschaft. Die Stimmung war nervös angespannt, aber harmonisch. Die Starterliste bei den Kindern und Jugendlichen zeigte, dass die Kunst des Kämpfens, Schlagens und Tretens längst keine männliche Domäne mehr ist.
Herausragend war der intensive Finalkampf zwischen Frederika Seidel (15) und Lea Simecek (13). Das Geschehen wogte hin und her. Blitzschnelle Schläge, präzise Tritte. In den Gesichtern der Mädchen stand unbedingter Siegeswille. Trotzdem bewahrten die beiden die Nerven. Mit bemerkenswerter Geschwindigkeit und den Blick für die richtige Distanz punkteten sie ohne jeden härteren Körperkontakt. Statt wild loszustürmen, demonstrierten sie saubere, kontrollierte Techniken.
Fairness und gegenseitige Achtung sind die Basis des Karate-Sports. Am Ende hatte Lea das bessere Ende. Doch der spannende Kampf begeisterte nicht nur die Zuschauer. Er war auch ein Beispiel für die Tugenden des Vereins. Keine übertriebene Härte. Kein Meckern über Entscheidungen der Kampfrichter. Respekt! Eine Einstellung, für die der Karate-Club Seelze seit 50 Jahren steht.
Volle Kraft voraus bei den Senioren
Spektakulär waren die Kämpfe der Männer. Die Karateka schenkten einander nichts. Die Luft war von Adrenalin gesättigt. Die Mienen wurden entschlossener. Die Körper strafften sich. Die Kampfschreie dröhnen lauter und deutlicher durch die Sporthalle.
Berührungen am Kopf waren tabu und wurden sofort bestraft, dafür gab es ordentlich was auf die Jacke. Bääm!
Herausragender Kämpfer war Khaldoun Al Meslmani (39). Vor wenigen Wochen musste er sich noch aufgrund eines schweren Arbeitsunfalls schonen, jetzt nahm er das Herz in beide Fäuste. Selbst Tritte gegen sein verletztes Bein brachten ihn nicht aus dem Konzept. Mit eisernem Willen, Disziplin und Geschick setzte er sich im hart umkämpften Finale gegen Chris Lange (40) durch.
Nervenkampf bei den Jüngsten
Die jüngeren Kämpfer beeindruckten vor allem durch ihren Mut. Für viele war es der erste Wettkampf, Aufregung und Nervosität waren deutlich spürbar. Besonders in der Disziplin Kata, einem Formenlauf, in dem die einzelnen Technik und deren Reihenfolge genau festgelegt sind, lagen die Nerven teilweise blank. Plötzlich stellte sich Fragen wie „Wo ist links?“, „Hatte ich schon immer zwei linke Füße und Fäuste?“, „Was sollen die Kampfrichter denken?“ Die Abläufe aus dem Training? Wie weggeblasen. Doch anstatt konsterniert abzubrechen, entwickelten die kleinen Kämpfer kurzerhand ihren eigenen Ablauf. Mut, den die Kampfrichter mit Punkten und einem Augenzwinkern belohnten.
Tränen der Enttäuschung waren schnell getrocknet. Doch auch außergewöhnlich gute Leistungen waren zu sehen. Jan Bode (9) stach mit seiner Anfänger-Kata hervor, die er fehlerfrei, dynamisch, präzise und mit Spannkraft lief. Er musste sich in seiner Altersklasse lediglich dem höher graduierten Anton Konen geschlagen geben. Mit dieser Leistung empfahl er sich für das süd-niedersächsische Kata Scoutingtraining am 9. Juni.
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Norbert Bödecker